WABe - Leitbild

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Die WABe | Leitbild | Video
1. Philosophie der "Gründer" seit 1987


Die Gründer des heutigen Trägers „WABe“ (Wohnen, Arbeit und Betreuung) fühlten sich dem Geiste der Sozialpsychiatrie verpflichtet. In Anlehnung an die Psychiatrie-Enquete (*) Mitte der 1970er Jahre entstand 1987 das erste Wohnheim für psychisch Kranke im Ortsteil Höf & Haid der Gemeinde Flieden als eine Kleinsteinrichtung der psychiatrischen Nachsorge. Das Einbinden in das Gemeinwesen, ein an Normalität orientiertes Konzept und persönliche Förderungen sind die Leitgedanken, die über fast 30 Jahre erprobt, gelebt und weiterentwickelt wurden. Der Träger hat sich bereits in der Gründungszeit dem Dachverband: der Paritätische angeschlossen und damit dokumentiert, dass er konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig ist.


2. Mensch und Gesellschaft


a. Menschenbild


Die WABe als Träger sozialer Einrichtungen, fühlt sich einem humanistischen Werte- und Menschenbild verpflichtet. Alles Wirken zielt auf das Wohl des individuellen Menschen und die Erhaltung, Förderung und Ausbildung seiner Anlagen, Fähigkeiten und Fertigkeiten ab, mit dem Ziel ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Der einzelne Mensch ist für uns immer Mittelpunkt und Zweck unseres pädagogischen Handelns und niemals ein Mittel. Wir arbeiten dafür, dass eine inkludierte Lebensgestaltung auch für psychisch kranke Menschen in einer humanistischen Gesellschaft möglich ist. Das Verständnis der Unverletzlichkeit und Unveräußerlichkeit dieser Rechte ist eine notwendige Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Betreuung und Anleitung, die durch eine wertschätzende Grundhaltung begleitet wird.

b. UN-Behindertenrechtskonvention


Vor diesem Hintergrund ist die UN-Behindertenrechtskonvention die Handlungsgrundlage für unsere Arbeit. Dies umfasst insbesondere:
  • die Achtung der dem Menschen innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie, einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, sowie seiner Unabhängigkeit im Sinne von Selbstbestimmung,
  • die Nichtdiskriminierung,
  • die volle und wirksame Teilhabe an der Gesellschaft und Einbeziehung in die Gesellschaft,
  • die Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen Vielfalt und der Menschheit,
  • die Chancengleichheit,
  • die Zugänglichkeit,
  • die Gleichberechtigung von Mann und Frau,
  • die Achtung vor den sich entwickelnden Fähigkeiten von Kindern mit Behinderungen und die Achtung ihres Rechts auf Wahrung ihrer Identität.


Um diese Grundsätze verwirklichen zu können sind neben materiell-sächlichen Voraussetzungen vor allem innere Haltungen in den Personen und der Gesellschaft notwendig. Inklusives Gedankengut kann nicht verordnet werden, sondern es entsteht erst wenn ein ‚Paradigmenwechsel‘ verstanden wird und stattfindet. Oder einfacher ausgedrückt: das „Sorgenkind“ wird zum Nachbarn, Arbeitskollegen, Vereinsmitglied, Mitstreiter und vieles mehr.
Die Herausforderung an uns Betreuende/ Helfende ist es zum einen sich aktiv für inklusives Gedankengut und Möglichkeiten der Realisierung einzusetzen und zum anderen Augenhöhe zu den Betreuten zu finden und zu wahren.
Es gehört zu unserem Selbstverständnis aktiv an der Verwirklichung inklusiver Möglichkeiten und Teilhabe innerhalb und für die Gesellschaft eigenverantwortlich zu arbeiten.

c. Gesellschaft


Als ein Teil der Gesellschaft wissen wir, dass unsere Klienten den Hintergrund der Gemeinschaft und Gesellschaft benötigen um eine adäquate Selbständigkeit und Unabhängigkeit (wieder) ausprägen zu können. Das heißt insbesondere neben den beschriebenen Rechten, aber auch die Pflicht alle Werte der Gemeinschaft verbindlich zu achten und sich aktiv an der Verbesserung der eigenen Situation zu beteiligen, hin zu einer individuellen, höchstmöglich selbständigen, in die Gesellschaft bestmöglich inkludierten Persönlichkeit. Deswegen fördern und unterstützen wir eine aktive Beteiligung, Verantwortungsübernahme und Partizipation unserer Klienten in unseren Einrichtungen, immer vor dem individuellen Hintergrund der vorhandenen Anlagen und Fähigkeiten, aber auch der krankheitsbedingten Einschränkungen. Wir sind der Ansicht, dass Verbesserungen grundsätzlich nur durch eine gemeinsame Anstrengung vom Mensch mit psychischer Erkrankung, betreuender Einrichtung und Dritten möglich ist und sich an rationalen Prinzipien und realistischen Zielen orientieren muss. Das Recht auf Selbstbestimmung korrespondiert dabei mit der Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen sich selbst, Dritten und der Gesellschaft gegenüber.

3. Unser Auftrag


Wir sehen es als unseren Auftrag an, mit und für psychisch kranke Menschen eine größtmögliche selbstbestimmte Lebensweise anzustreben und unter Berücksichtigung der individuellen Situation die vorhanden Ressourcen so zu fördern, dass sie am gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und nicht zuletzt dem beruflichen Leben im Sinne der Inklusion teilhaben können. Der Träger agiert dabei als aktiver Helfer für selbständig handelnde, individuelle Persönlichkeiten in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Betreuung, um realistische Zukunftsperspektiven zu erarbeiten und langfristig zu verfolgen. Hierfür arbeitet WABe in einem multiprofessionellen Team mit den Klienten und deren Angehörigen, sowie Dritten zusammen um eine bestmögliche Vernetzung zu erreichen, sozialräumliche Ressourcen zu erschließen und die Klienten in einem stabilen sozialen Umfeld nachhaltig zu verankern. Die rechtlichen Grundlagen unseres Handelns- und unser Auftrag-, finden sich in den Sozialgesetzbüchern VIII und XII. So fungieren wir als Leistungserbringer analog den §§ 35a und 41 SGB VIII, sowie den §§ 53 ff SGB XII.

4. Prinzipien


a. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen


Die WABe sieht in ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die wichtigste Ressource um Ihren Auftrag zu erfüllen. Hierfür beschäftigt sie ein multiprofessionelles Team, bei dem die Empathie und Wertschätzung gegenüber den Klienten/innen ebenso grundlegend ist, wie die ausgeprägte Fachlichkeit. Durch regelmäßige Supervisionen, Teamsitzungen, Klientenbesprechungen und Teamtage, sowie interne und externe Fortbildungen, wird eine kontinuierliche Verbesserung des professionellen Handelns gewährleistet.

b. Kommunikation


Als WABe pflegen wir eine Gesprächskultur des offenen und vertrauensvollen Dialogs mit Klienten / Klientinnen, Mitarbeitern / Mitarbeiterinnen und Dritten unter Einhaltung aller Rahmenbedingungen unserer pädagogischen Tätigkeit, wie auch als Unternehmen. Wir kommunizieren zeitnah, umfänglich und aufgabenübergreifend mit dem Ziel eines vernetzten Informationsflusses ungeachtet von Hierarchien. Innerhalb unserer Kommunikationsstrukturen agieren wir authentisch, respektvoll und offen gegenüber kreativer und konstruktiver Kritik. Wir sind davon überzeugt, innerhalb des Arbeitsbündnisses mit Klienten/Klientinnen hierdurch eine Quelle und Grundlage für Veränderung, Weiterentwicklung und neuen Perspektiven zu schaffen.

c. Ökonomie und Ökologie


In Zeiten zunehmender Verwirtschaftlichung - auch des Sozialen -, benötigen wir neue Prinzipien: weg von der Gewinnmaximierung, hin zur Nachhaltigkeit des Miteinanders. Wirtschaftlich ist dann, was nützlich für die Gesellschaft ist. Dieses Nützlichkeitsprinzip soll sich gegen Beeinträchtigungen und Benachteiligungen wenden. Wir stellen den Faktor Mensch in den Mittelpunkt: die Betreuten, die MitarbeiterInnen im Sozialraum und deren Umwelt. Unser Augenmerk gilt dem Erkennen, Nutzen, Erhalten und Erweitern von Ressourcen. Für Naturerhalt und Umweltschonung sensibilisieren wir und lassen es in den Alltag einfließen. Als WABe fühlen wir uns in allen Unternehmensbereichen regional verpflichtet. Den Sozialraum verstehen wir als vielfältiges Gemeinwesen, zu dem wir Kontakt suchen und pflegen. Bei Wohnraumerschließung, Finden von kulturellen, beruflichen, sportlichen oder sozialen Gemeinsamkeiten ist es unser Ziel, Barrieren abzubauen und Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung zu schaffen.

d. Qualitätsmanagement


Als Unternehmen und pädagogischer Dienstleister dient uns ein prozessorientiertes Qualitätsmanagement dazu planvoll zu handeln und alle Arbeitsprozesse einer konsequenten, kritischen und dauerhaften Bewertung und Evaluation zu unterziehen. Die Geschäftsführung und alle Mitarbeiter/ -innen verpflichten sich, den kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu fördern und persönlich daran mitzuwirken. Ziel ist es Fehler zu vermeiden, Verbesserungen zu erkennen um eine bestmögliche Auftragserfüllung zu gewährleisten. Qualitätsmanagement ist für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine Haltung jedes Einzelnen zu seiner Tätigkeit, vor deren Hintergrund wir eine teamgeleitete, kooperative und interdisziplinäre Arbeit mit psychisch kranken Menschen gestalten.

5. Unsere Vision von Wohnen, Arbeiten und Betreuung


Unsere Visionen für die Zukunft ist eine Gesellschaft, die alle Menschen zu ihren vollwertigen Mitgliedern zählt und so lebt. Alt, krank oder behindert zu sein entspricht dann nicht mehr einer Besonderheit im Sinne einer schlechteren Lebensqualität und weniger Möglichkeiten. Wir sehen das Gemeinwesen als den Ort, wo sich dieser Prozess vollziehen muss. Globalisierte Strukturen entfernen uns von Individualität, Menschlichkeit, Würde und Glück. Gewinnmaximen und ungerechten Verteilungsverhältnissen können wir im Gemeinwesen entgegenwirken, um aus vielen kleinen Veränderungen größere entstehen zu lassen.

a. Wohnen


Vision der Wabe ist es, für jeden Bewohner individuelle Wohnmöglichkeiten bezogen auf seine persönlichen Ressourcen und Wünsche zu schaffen. Hierbei steht die Befähigung zur persönlichen Gestaltung der gewünschten Lebenswelt, losgelöst von bisherigen Kategorien, im Vordergrund. Wohnraumlösungen sollen kreativer und individueller bzw. kombinierbar zu nutzen sein. Wohnraumplanung muss sich deutlicher auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten von psychisch kranken Menschen / Menschen mit Behinderung ausrichten. Benötigte Hilfe soll auf die individuellen Bedürfnisse passgenau innerhalb der gewählten Wohnform – sofern sinnvoll durch unterschiedliche Träger - erfolgen. Innerhalb der Gemeinden sollen unsere Bewohner als vollwertige Mitglieder geschätzt, gewürdigt und respektiert werden. Dies gilt für die Privatsphäre genauso wie die Einbindung in die bestehende Infrastruktur und die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Der hierfür benötigte Wohnraum muss bezahlbar sein und Mobilität garantieren.

b. Arbeiten


Die WABe ist der Überzeugung, dass der Bereich „Arbeit“ neben dem monetären Zugewinn auch eine genesende Wirkung hat und zur psychischen Stabilität beitragen kann. Daher verfolgt und unterstützt der Träger die Vision von der sinngebenden, wertgeschätzten, inkludierten und angemessen entlohnten Beschäftigung für Jedermann. Das bedeutet, dass jeder Mensch – behindert oder nicht – einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen kann, die ihn erfüllt, die der Gesellschaft dient und die von dieser akzeptiert und gewürdigt wird.

c. Betreuung


Im Rahmen eines tragfähigen Arbeitsbündnisses zwischen der WABe und den Klienten ist es möglich, zielgerichtet, individuelle Bedürfnisse zu eruieren und auf sie einzugehen. Es gelingt, je nach Bedarf Schwerpunkte zu setzen, ressourcenorientiert Fähigkeiten zu erhalten und weiterzuentwickeln, sowie im Rahmen der Neigungen und Wünsche geeignete tagesstrukturierende Angebote – auch therapeutische Maßnahmen – zu ermöglichen, um den Alltag für jeden sinnvoll zu gestalten und das Gefühl der Selbstverwirklichung und der Zufriedenheit im Leben zu erfahren. Alle Maßnahmen werden abgestimmt auf persönliche Neigungen, spezifische krankheitsbedingte wie auch alters- oder jugendspezifische Erfordernisse. Aus der Betreuung heraus findet die WABe für und mit jedem Individuum einen Platz und volle Akzeptanz in der Gesellschaft mit gegenseitigem Nutzen und Bereicherung für alle Beteiligten. Wir verstehen unsere Betreuungsarbeit als aktive Interessensvertretung für unsere Betreuten in Bezug auf die Gemeinschaft und die Teilhabe („Inklusionsanwalt“). Dabei geht es darum, die Bereitschaft der Gesellschaft zu wecken, sich Menschen und individuellen Lösungen gegenüber zu öffnen, aktiv zu werden und damit mehr Möglichkeiten zu inklusivem Leben zu schaffen.
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